Nach der interessanten, aber doch eher theoretischen Key Note von Robin Mason zum Thema „The Impact of Social Networking on Higher Education“ heute morgen, saß ich eben in der Session „Web 2.0 und Lernkulturen“. Chair der Session war Martin Ebner von der TU Graz. Hier mein Protokoll zu den drei Beiträgen der Session:
Wikipedia – Störfaktor oder Impulsgeber für die Lehre?
Klaus Wannemacher (Profil)
- Wikipedia und Wissenschaft – inkompatibel?
- Vorbehalte gegenüber Wikipedia: Herkunft, Überprüfbarkeit, Manipulationsanfälligkeit und Qualitätssicherung
- Problem: geringes Unrechtsbewusstsein unter Studierenden
- Plagiatskontrolle ist nur eine Behelfslösung
- weitere Lösungen sind u.a.: Regularien (Zitierverbot, …), Förderung der Informationskompetenz, Neue Prüfungspraxis (z.B. Fragen stellen, die sich nicht ergooglen lassen)
- seit 2005 wendet sich die Wikipedia Foundation den Bildungseinrichtungen zu
- vielfältige Einsatzszenarien für Wikipedia existieren bereits an Hochschulen (z.B. Artikelarbeit: Überarbeitung eines Beitrages bis er als exzelent bezeichnet werden kann, …)
- Dienste von Wikiedia für Bildungssektor u.a.: Wikibooks, Wikisource, Wikiversity, Wikispecies,
- Fazit: Integration als Option
Fachkulturen als Herausforderung für E-Learning 2.0
Kerstin Mayrberger
- Begriffsklärung eLearning 2.0:
- Einsatz von Web 2.0 im Bildungsbereich
- veränderte Haltung zum Lernen: Partizipation, soziale Vernetzung, Kollaboration
- trotzdem Primat der didaktischen Überlegungen
- „Hype“ mit didaktischen Mehrwerten
- Ziel: „gute Lehre“ mit Median, jedoch status quo: Potenzial wird nicht ausgenutzt
- Begriffsklärung Fachkultur
- Beschreibung von Fächern anhand von Interaktion, Lehrgestaltung und epistemologische Merkmalen (nach Huber 1991 und 1992)
- Vorgehen:
- Kontrastrierung eines Faches anhand folgender Kriterien:
- Grad der Virtualität
- Größe der Lerngruppe
- Grad der Synchronizität
- Grad der Medialität
- Verhältnis von Content zu Kommunikation
- Grad der Aktivität der Lernenden
- Kontrastrierung eines Faches anhand folgender Kriterien:
- Folgerungen
- eLearning 1.0 ist nicht überholt, gewollt und stellt noch eine Herausforderung dar
- eLearning 2.0 kann den Wandel von Lehr- und Lernkulturen verstärken und durch stärkeren Fokus auf den Fächern erneut anstoßen
- Social Software biete didaktische Chancen, die die Beteiligten zugleich überfordern können
- Problem für die Institution: das „always beta“ der Tools
- Herausforderung
- Passungsdefizit von eLearning 2.0 in das Hochschulsystem
- Differenzierung der Fächer
Formelle und informelle Lernsituationen aus Sicht österreichischer Studierender
Tanja Jadin, Christoph Richter und Eva Zöserl
- formales Lernen: Institution, mit Abschlusszertifikat
- informelles Lernen: geringe Strukturierung, kein Abschlusszertifikat (Bsp. Museum)
- Metaphern des Lernens:
- Wissensaneignung
- Partizipation
- Wissensgenerierung
- Lernen = vielfältig
- Ergebnisse einer Befragung von 770 Studierenden in Österreich
- Welche formellen und informellen Lernsituationen stehen im Mittelpunkt des Studienalltags? – Ergebisse u.a.:
- für 38,8 % ist Prüfungsvorbereitung im formellen Bereich am bedeutsamstem
- Studierende lernen formell und informell zur Prüfungsvorbereitung überwiegend: alleine, zuhause und mit Buch
- Welche Rolle spielen Web-2.0-Medien beim Lernen? – Ergebnisse u.a.:
- Reihenfolgen in der Nutzungshäufigkeit: eMails schreiben, Suchmaschinen, Chat, Lernplattform, Wiki
- Reihenfolge in der aktiven Nutzungshäufigkeit: Bilder online stellen, Blog schreiben, Wiki schreiben (allerdings alles in sehr geringem Umfang)
- Implikation für Hochschullehre
- Medien sind Teil des Studiengangs
- jedoch differenzierte Betrachtung bzgl. Web 2.0 in der Lehre >> Web 2.0 nicht unbedingt bei Studierenden angekommen, deshalb sollte stets die Verbesserung der Lehre selbst im Vordergrund stehen und nicht die Vermutung Studierenden nutzen die Tools ja eh
Update 2008-10-03
Da nun die Aufzeichnungen dieses Tracks zur Verfügung stehen, habe ich diese hier mal via wordTube-Player eingebunden. Außerdem hab ich noch den Mitschnitt von Robin Masons Key Note (Dauer 1:13 h) dazugepackt:
Update 2009-02-09
Da die Wiedergabe über Wordtube nicht (mehr) funktioniert, nun doch die einzelnen Videos via Embed-Code (unglücklicherweise starten alle Videos direkt):
Wikipedia – Störfaktor oder Impulsgeber für die Lehre? – Klaus Wannemacher
Fachkulturen als Herausforderung für E-Learning 2.0 – Kerstin Mayrberge
Formelle und informelle Lernsituationen aus Sicht österreichischer Studierender – Tanja Jadin, Christoph Richter und Eva Zöserl
Key Note: The Impact of Social Networking on Higher Education – Robin Mason, The Open University, UK
Hallo
Vielen Dank für den Service für die Daheimgebliebenen. So bekommt man wenigstens ein wenig von dem mit, was diskutiert wird. Insbesondere der letzte Vortrag hat mich sehr interessiert. Aus dem Geschriebenen entsteht aber bei mir der Eindruck, dass hier ein Verständnis vom informellen Lernen vorliegt, dass sich sehr eng am Begriff des selbstgesteuerten Lernens orientiert. Ein Lernen für die Prüfung wäre in meinem Verständnis sehr wenig informell, da es eine klare Lernintention hat und sehr eng in den formalen Bildungskontext eingebunden ist – auch wenn das Lernen dabei @home stattfindet.
Hallo Matthias,
im nun auch als PDF erhältlichen Tagungsband der 13. GMW-Tagung ist als Definition der beiden Autorinnen für formelles und informelles Lernen nachzulesen (S. 170f.), dass auch sie eine ähnliche Auffassung haben wie Du. Auch sie ordnen z.B. das Lernen für Prüfungen @home dem formellen Lernkontext zu.
Beste Grüße,
Thomas