Vor knapp zwei Wochen war ich mal wieder an der TU Ilmenau bei Marcel. Neben anderen Terminen und Workshops, haben wir uns am Smartboard Gedanken zu unseren Promotionsthemen gemacht. Da wir ja „zwei eng verzahnte Einzelpromotionen“ anstreben, stand hierbei vor allem die Abgrenzung der beiden Kernthemen auf dem Programm. Die zentrale Frage, die wir uns hierbei stellten, lautete:
Was ist eine persönliche Lernumgebung (engl. abgekürzt PLE) und inwieweit lässt sie sich vom E-Portfolio abgrenzen?
Unsere stichpunktartigen Aufzeichnungen des Brainstormings stellen wir hier gerne zur Diskussion:
Zunächst: Ist die PLE ein Tool wie z.B. Mahara oder Protopage? → NEIN
Die Abgrenzung PLE von E-Portfolio ist unabhängig vom Tool zu betrachten!
→ entscheidend ist die Methode
PLE vs. E-Portfolio – Abgrenzung
PLE | E-Portfolio |
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Blog als Beispiel
Hybrid/Zwidder? → ja!
PLE | E-Portfolio |
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Protopage als Beispiel
PLE | E-Portfolio |
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z.B. Wissenscollage
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Die Nutzung der/des PLE führt zur Erweiterung des E-Portfolios um seine bisherigen Inhalte (=Wissensbausteine wie Videos, Blog-Beiträge, Links, etc.).
Ein E-Portfolio ist das Ergebnis des Einsatzes der PLE-Methode (selbstgesteuert-konnektive Lernaktivität).
Promotionsthema (Thomas)
Bisher: Welche Tools eignen sich inwiefern für die PLE?
- Einsatzszenarien
- nachhaltiger Lernerfolg
- Generierung von Wissen
- Optimierung des Wissensmanagements
JEDOCH: PLE-Methode (nicht die Tools) steht jetzt im Vordergrund → Umformulierung mit Schwerpunktverlagerung
Teilfrage bleibt bestehen: Welche them. Sachverhalte/Einsatzszenarien eignen sich für den Einsatz der PLE-Methode?
Ziele der Promotion (NEU):
- Definition/Ausdifferenzierung der PLE-Methode
- Anwendung der PLE-Methode in verschiedenen Fachrichtungen (vorrangig Hochschule)
- Optimierung der Informationsverarbeitung und Wissensgenerierung (persönliches Wissensmanagement → PKM) unter Zuhilfenahme der PLE-Methode
- Nachweis nachhaltige Lernerfolgssteigerung durch die PLE-Methode (Evaluation)
Forschungsfrage (draft)
Inwiefern dient die PLE-Methode zur nachhaltigen Lernerfolgssteigerung sowie zur Optimierung der Informationsverarbeitung und Wissensgenerierung in bestimmten thematischen Sachverhalten (konkrete, einzelne Problemstellungen) oder komplexeren Einsatzszenarien (z.B. ein komplettes Seminar)?
Abgrenzung einzelner thematischer Sachverhalte von komplexen Einsatzszenarien
(Bsp. Seminar):
Ein Seminar kann sich aus verschiedenen thematischen Sachverhalten zusammensetzen, für die sich die PLE-Methode auf unterschiedliche Weise eignet. Erst die didaktische Verknüpfung der Einzelschritte führt zu einem komplexen Einsatzszenario – dem Seminar. Damit ist ein thematischer Sachverhalt als kleinere Einheit zu betrachten, die auch unabhängig vom Seminar im konkreten Lern- oder Lebensalltag auftreten kann und die Problemlösung durch Anwendung der PLE-Methode erfordert.
In der selben Woche erschien ein wirklich lesenswerter Artikel von Sandra Schaffert (Salzburg Research) und Marco Kalz (Centre for Learning Sciences and Technologies, Open University of the Netherlands), der die PLE-Thematik in ähnlicher Weise vertieft. Der Titel lautet: „Persönliche Lernumgebungen: Grundlagen, Mçglichkeiten und Herausforderungen eines neuen Konzepts„.
Diskussion
Was ist Eure Meinung zur Abgrenzung PLEs von E-Portfolios? Seht Ihr das ähnlich oder völlig anders? Wir freuen uns auf Eure Kommentare!
Hab ja heute live schon meinen Senf dazu gegeben (Lernstrategien!), schaut Euch doch auch mal Helen Barretts neueste Präsentation an – da denkt sie auch ein wenig darüber nach, was denn nun eigentlich PLE und ePortfolio voneinander abgrenzt: http://sites.google.com/site/eportfolios/presentations/acsci-acrna
Aus dem wirklich empfehlenswerten Foliensatz von Helen Barrett (u.a. mit Herausforderungen und Erfolgsfaktoren für E-Portfolios S. 86) geht m.E. eine ähnliche Abgrenzung hervor.
Für sie ist ein E-Portfolio in erster Linie beides: Prozess und Produkt (S. 21). Allerdings spricht auch sie bei der Betrachtung von E-Portfolios als Prozess eher von einem „Working Portfolio“, einem „Workspace“ (einer persönlichen Lern- und Arbeitsumgebung), in dem das primäre Anliegen das Lernen und Reflektieren ist. In dem Fall dokumentiert das Portfolio das Wachstum an Wissen über die Zeit für internes und externes Publikum (also vor allem für einen selbst).
Das E-Portfolio hingegen als Produkt betrachtet, versucht in einem „Schaukasten“, einem „Präsentations Portfolio“ thematisch organisiert das Erreichte, die Ziele und Lernergebnisse für ein primär externes Publikum darzustellen, zu dokumentieren (S. 21 ff.).
… aus meiner Sicht ist „PLE“ ein technologisches Konzept und „E-Portfolio“ ein didaktisches, siehe: http://sandra.schaffert.ws/?p=287 … auch hierzu ist Feedback erwünscht 🙂
Ich denke, dass man sowohl die persönliche Lernumgebung (PLE) als auch E-Portfolios aus einer technologischen und aus einer didaktischen Sichtweise heraus betrachten kann.
Als Medienwissenschaftler denke ich auch in beiden Fällen als erstes an die technologische Perspektive (welche Tools, sind inwieweit für eine PLE geeignet oder ist nun Mahara oder ELGG die bessere E-Portfolio-Software?). Jedoch, Tools kommen und gehen, was (eventuell) bleibt sind einzig die neuen, innovativen Möglichkeiten die sie für das Lernen bieten (bei Social Software sicherlich die Kollaboration, einfache Produktion von Inhalten, leichte Vernetzung, etc.).
Während des Promotionsvorhabens soll für mich im Vordergrund stehen welche Herausforderungen das Agieren in einer solchen Social Software „angereicherten“ Umgebung (PLE) an den Lernprozess stellt und welche Veränderungen und Potenziale dies mit sich bringt. Lassen sich hierbei neue, geänderte, verbesserte Lernstrategien identifizieren oder ist das Lernen mit Social Software nur „alter Wein in neuen Schläuchen“?
Das Kürzel „PLE“ kommt zwar aus der technologischen Ecke, aber übersetzt bedeutet er „persönliche Lernumgebung“. Dazu gehört auch der nichtvirtuelle Bereich. In diesem Sinn verstanden bildet er eine interessante Basis für Untersuchungen, weil er die Individualität des Lernenden berücksichtigt und den Zusammenhang von Lernprozess und Lernumgebung. So verstanden wäre ein E-Portfolio nur ein möglicher Teilbereich einer PLE und keine Alternative dazu.
Ich stimme Dir hier vollkommen zu: auch für mich kann ein E-Portfolio das Ergebnis des Arbeitens, Lernens und Reflektierens innerhalb einer persönlich Lernumgebung darstellen, indem ich z.B. gezielt bestimmte Lernergebnisse zusammen und zur Dokumentation zur Verfügung stelle (z.B. bestimmte Blogbeiträge für ein Seminar als alternative Prüfungsleistung).
Ich finde, dass die Abbildung 8 in Sandras Artikel „Überschneidungen von drei ausgewählten (didaktischen) Methoden mit dem technologischen Konzept von PLE“ (auch letzte Abbildung im oben erwähnten Blogbeitrag) das gut auf den Punkt bringt. Allerdings überlege ich gerade, ob die Pfeile nicht falsch herum sind? Unterstützt nicht gerade das Agieren in einer persönlichen Lernumgebung das Herausbilden eines E-Portfolios, die Verbesserung/Optimierung des persönlichen Wissensmanagements und die Vernetzung in Communities of Practice?
Siehe auch PAUL = Persönliche Arbeits- Und Lernumgebung:
http://www.dd-learn.de/wordpress/?cat=40
ich gehe mit sandra konform – PLE (wenn man schon von Lernumgebung sprechen will) ist technisch und systemisch zu sehen ..
denn wenn ich schon umgebung sage, mein ich vorrangig kein didaktisches konzept zumal dies für mich dann sogar stark von einer drittperson getrieben sein müsste ..
die frage die sich mir stellt ist einfach wie grenze ich die ple eigentlich ab, denn sie fängt beim bleistift an, mit dem ich ganz spezielle zeichnungen mache führt über skype, email und endet irgendwo in second life wo ich mich mit jemanden austausche …
für mich stellt sich die frage wie organisiere ich es für mich optimal und spätestens sind wir so komplex, dass ich mich frage vorüber wir hier nachdenken ..
denn das bloße aggregieren von verschiedenen ressourcen wird uns nicht weiterhelfen, da morgen die technolgie sich ändert und komplett andere dinge verwendet werden (wenn ich da an augemented reality denke, wird mir schlecht)
ergo, sprich mein fazit ist: hat man vor 10 jahren gedacht, man muss lerntypen gezielt mittels elearning unterstützen, versucht man jetzt PLEs anzubieten … sorry, dass ich hier sehr pragmatisch bin, aber ich lasse mich gerne in die andere richtung überzeugen ..
soweit meine gedanken am 4. adventsonntag – schöne weihnachten an alle
Es hängt stark vom Didaktikbegriff ab, den man voraussetzt. Wenn man ihn nur unterrichtsbezogen versteht, dann hast Du recht, dass PLE kein didaktisches Konzept ist. Es gibt aber auch ein erweitertes Verständnis von Didaktik.
Der Begriff Lernumgebung ist in der Tat sehr komplex. Andererseits kann man heutzutage das Lernen nicht verstehen, wenn man nicht alle Lernprozesse und -Situationen berücksichtigt, also muss das informelle Lernen da mit rein, und deshalb auch das selbstgesteuerte Lernen mit Web 2.0-Tools. Der Didaktikbegriff muss auf die gesamte Praxis des Lernens bezogen werden, also auch die „Autodidaktik“ einbeziehen.
Pingback: Randnotizen » E-Portfolios und PLE
Hallo zusammen,
Wolf Hilzensauer hat im Rahmen des E-Portfolio-Forschungsseminars an der TU Ilmenau ein sehr gutes Video-Statement für den begleitenden E-Portfolio-Blog produziert, in dem er auch auf die Unterschiede zwischen PLE und E-Portfolio eingeht: http://www.hilzensauer.com/?p=46
Auch er sieht PLEs eher als technologisches Konzept der Zusammenführung „digitaler Fußspuren“ im Netz währendem das E-Portfolio eher als strukturiertere Methode zu betrachten ist.
Ich werde mir in den kommenden Tagen auch noch Gedanken zur umfangreichen Diskussion hier machen und etwas posten.
Viele Grüße an alle
Marcel
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