Archiv der Kategorie: Lernerfolg

Learnify your AI Work! – Resümee einer Lernreise für KI

Seit etwa fünf Jahren beschäftige ich mich bei Continental mit dem Einsatz von Social Learning Circles und Tandems im Arbeitsalltag und Dank der tollen Vernetzung innerhalb der lernOS– und CoLearn-Community sowie der übergreifenden Zusammenarbeit intern auf verschiedenen Ebenen können wir inzwischen auf mehrere etablierte Anwendungsszenarien im IT- und HR-Bereich zurückblicken, die uns bereits einige Mehrwerte, Erfolge und positives Feedback zu dieser Lernmethode eingebracht haben. Als ich vor gut eineinhalb Jahren im April 2023 dann intern die Gelegenheit bekam, von Group IT in die Unternehmenskommunikation zu wechseln, die mich noch näher ans Corporate Learning-Umfeld heranbrachte, ahnte ich noch nicht, dass sich schon bald die Gelegenheit ergeben würde, eine weitere spannende Lernreise für das Themenfeld der künstlichen Intelligenz (KI) aufzusetzen.

So ergab sich einerseits ab Herbst 2023 die Chance, in einem motivierten, unternehmens- übergreifenden Team unter Koordination von Simon Dückert einen neuen lernOS-Leitfaden für KI mit zu entwickeln und andererseits ab Februar 2024 die interne Aufgabe zur Leitung des Projekts „Generative AI in Communications“ (kurz GenAICo), um insbesondere unsere global agierenden Kommunikateure an dieses Thema heranzuführen, sie upzuskillen und Use Cases zu erarbeiten sowie Transparenz, einen Benchmark-Überblick und Risiko-Awareness zu schaffen und den Einfluss auf die Job-Zukunft auszuloten. Kurzum: Mega spannend und herausfordernd zugleich, aber mit einigen externen und internen hochmotivierten Mitstreitern*innen sollte das eine wunderbare KI-Entdeckungsreise werden!

Zunächst wurde also der Lernpfad rund um den entstandenen KI-Leitfaden bis Mitte Februar in einer ersten Version gemeinsam mit Ellen Braun (selbständige Lernberaterin), Thomas Küll (Nordmetall), Simon Roderus (Datev) und Ruben Weiser (Continental) aufgesetzt und von Katrin Mäntele (Goethe-Stiftung) wieder grandios in Form einer Sketchnote visualisiert (siehe unten). Unsere Eindrücke und Erfahrungswerte im Entwicklungsprozess könnt ihr in der nachfolgenden Sessionaufzeichnung der lernOS Convention gerne nochmal genauer nachvollziehen:

  • lernOS KI Circle Guide (version 0.2) – DE – HTML | PDF
  • lernOS KI Circle Guide (version 0.2) – EN – HTML | PDF
lernOS KI-Leitfaden Lernpfad
Sketchnote-Visualisierung des Lernpfads im lernOS KI-Leitfaden von Katrin Mäntele (CC BY 4.0)

Daraus entwickelten wir im Rahmen unseres internen Projekt-Workstreams „Learning“ in einem kleinen Team rund um Alicia Kracht und Hannes Hess sowie unserer Bachelorandin Katja Rätz ein umfassendes Social Learning-Konzept mit konkreter Zeitleiste zur Umsetzung von April bis August (siehe Diagramm unten). Und ganz nach dem Motto „Never Prompt Alone!„, das auf der lernOS Convention von Markus Edgar Hormeß in seiner inspirierenden Impuls-Session „Teaming with AI“ aufgebracht wurde, war uns schon damals bewusst, dass insbesondere der Erwerb von Prompting-Skills am besten gemeinsam in Lerngruppen erfolgen sollte. Gesagt getan: die 12-wöchige Lernreise startete parallel zum offenen KI-MOOC Ende April und wurde sogar als editierbares OneNote-Template für die etwa 200 Pilot-Teilnehmenden bereitgestellt, die sich aufgrund der aktuellen Brisanz des Themas sehr schnell in 31 Learning Circles und 28 Tandems zusammenfanden. Initiiert wurde die Reise mit einem gemeinsamen Kickoff-Event. Am Anfang musste dann das Einfinden ins Thema noch weitgehend ohne konkret einsetzbares KI-Tool klappen, das bis dato aus Sicherheitsgründen noch nicht freigegeben war, sodass wir anhand von zwei übergreifenden Pitstops Tipps und Tricks zum Prompten sowie kleine Demos zeigten. Aber nach den ersten Wochen des Wartens durften wir dann mit IT-Support in die Nutzung von Microsoft Copilot for Web with Commercial Data Protection einsteigen und spätestens dann legten alle mit voller Begeisterung los, stürzten sich auf die Prompting Guideline im Leitfaden und absolvierten gemeinsam die praktischen Katas.

Learning Circle and Tandem Setup and Timeline
Pilot-Rahmen mit Eckdaten über die KI-Lernreise für Kommunikateure in Anlehnung an lernos.org (CC BY 4.0)

In den Closing Events im August konnten wir schließlich über so genannte Lightning Talks der Teilnehmenden wertvolle erste Erkenntnisse zu übergreifenden Use Cases für Kommunikation und Lernen gewinnen, welche die Teilnehmenden bereits in ihrem Arbeitsalltag ausprobiert hatten – von der kreativen Marketing-Kampagne über die informative Pressemitteilung bis hin zur überzeugenden, themenspezifischen Rede mit KI-Assistenz. Darüber hinaus wurde in den Live-Umfragen im KickOff, den Pitstops und beim Closing bereits ein nachhaltiger Upskilling-Prozess bei den Teilnehmenden sichtbar, der uns froh stimmte, auf dem richtigen Weg zu sein (besonderes Dankeschön hier an Hannes, der das nachfolgende Auswertungsdiagramm bereits mit Hilfe der KI erzeugte):

Live-Poll
Generated with Copilot for Web (with Commercial Data Protection)

Außerdem initiierten wir innerhalb der Closing Events den 1. (Online) Prompt Battle bei Continental, über den 4 Kolleg*innen in 3 Runden mit kleinen bildgenerierenden Challenges, wie z.B. „Wie wird Kommunikation in 10 Jahren aussehen?“, gegeneinander antraten und die Teilnehmenden als Publikum für ihren Favoriten voteten. Jeder der Teilnehmenden, die die Lernreise erfolgreich abschlossen, erhielt als Wertschätzung darüber hinaus das bewährte Circle Finisher Badge. Ausblickend überlegen wir derzeit, zeitnah einen Promptathon durchzuführen, der im Vergleich zum Prompt Battle detailliertere Challenges und Prompting-Techniken trainiert und hier in einem kurzen Leitfaden für die CoLearn-Community als Orientierungshilfe von Jochen Robes und mir auf Basis des 1. CLC Promptathon erstellt wurde.

Welche der Handlungsempfehlungen, die Ende 2021 bereits als sieben Kernaspekte für den Einsatz von Learning Circles identifiziert wurden, konnten nun auch in diesem Einsatzszenario zur Orientierung weiterhelfen oder sollten ggf. adaptiert oder gar revidiert werden?

  1. Der gute Einstieg und das Mitbringen eines gemeinsamen Grundthemas – in diesem Falle KI und Prompting – hat sich definitiv bewährt!
  2. Das markante Aufwand-Nutzen-Verhältnis zu Beginn ist inzwischen durch die fortgeschrittenen Erfahrungswerte bei der Leitfadenentwicklung weitgehend obsolet geworden und spielte zumindest beim KI-Leitfaden keine große Rolle mehr.
  3. Die proaktive Begleitung und gegenseitigen Impulse z.B. in Pitstops sind aus meiner Sicht weiterhin essentiell und tragen enorm zur Motivation aller bei.
  4. Der Zeitraum hat bei uns auch diesmal wieder eine wichtige Rolle gespielt. Wir lagen an der Grenze des Frühjahrs und wurden durch die spätere Tool-Freigabe etwas in die Sommerpause gezogen, sodass wir am Ende mehr Pufferzeit zum Closing brauchten.
  5. Der Zeitrahmen ist und bleibt ein wichtiger Bestandteil einer erfolgreichen Lernreise. Wer sich früh gemeinsam auf stabile Zeiten verständigt hat klare Vorteile in der Umsetzung.
  6. Eine passende Anzahl an Teilgebenden konnte ich zum Fokusthema KI nicht wirklich herauslesen. Letztlich wurden hier meines Erachtens keine Unterschiede zwischen Circles oder Tandems sichtbar.
  7. Die Circle-Inhalte (inklusive Katas) wurden von vielen Teilnehmenden als weitgehend sinnvoll und angemessen eingeschätzt. Sichtbar wurden aber vor allem noch inhaltliche Lücken in Bezug auf Bild-, Audio- oder Videogenerierung mit KI, die in der nächsten Version angegangen werden sollen.

Der Lernerfolg der Teilnehmenden wurde während der Lernreise auch erneut als 2-stufige Online-Befragung über eine Bachelorarbeit an der TU Ilmenau von Katja zu Beginn und Ende evaluiert und die detaillierten Auswertungsergebnisse befinden sich gerade in der Aufbereitung, sodass wir hoffentlich zeitnah geeignet über gesicherte Erkenntnisse berichten können.

Somit halte ich Euch gerne weiter auf dem Laufenden und möchte mit diesem Blog-Post auch einen Beitrag zur #PromptOber Blogparade unseres geschätzten Kollegen Harald Schirmer leisten. In diesem Sinne vor allem ein herzliches Dankeschön an alle Mitwirkenden, Teilnehmenden und Supporter dieser tollen Lernreise, die ich im letzten halben Jahr mit koordinieren und begleiten durfte.

Stay connected and prompt on,
Euer Marcel 🙂

Learnify your daily work! – Fazit einer Circle-Lernreise

Seit gut zwei Jahren beschäftigt mich nun schon der Einsatz von Learning Circles im Arbeitsalltag. Über dieses Social Learning-Format wird vor allem versucht, das selbstgesteuerte und konnektive Lernen von Kollegen*innen über Weiterbildungsthemen im Austausch mit- und voneinander zu fördern und damit im Kern, die 20% bzw. im weiteren Sinne die 70% des Lernens am Arbeitsplatz anhand des 70-20-10-Modells nach Lombardo-Eichinger zu bedienen. Nach einigen gesammelten Erfahrungen und einem pandemiebedingt erneut herausfordernden Jahr ist es daher zum Jahreswechsel Zeit für einen tieferen Rück- und Ausblick, welche Herausforderungen und Chancen Learning Circles und besonders die Methode des ePortfolio-Lernens beim Modern Workplace Learning bieten können.

ePortfolio-Learning
Abbildung Selbstgesteuert-konnektives Lernen mit ePortfolios (Sketchnote von Katrin Mäntele unter CC BY 4.0)

Vor einem Jahr hatte ich zum ersten Mal über unsere Initiative, die aus der Corporate Learning- und lernOS-Community entstand, berichtet und den gemeinsam erstellten ePortfolio Learning-Leitfaden in einer ersten Version hier im Blog veröffentlicht. Inzwischen hat sich unternehmensübergeifend Einiges im Umfeld getan – sowohl aus der Community heraus fanden verschiedene Learning Circle-Reisen statt, u.a. mit Ansätzen zum Sketchnoting und Getting Things Done bei SAP und mit Bezug zu Diversity und Inklusion bei Datev und es wurden weitere spannende Initiativen aus der dynamischen lernOS-Bewegung gestartet, u.a. zum Community Management, zur digitalen Zusammenarbeit etc.
Auch das etwa 9-monatige Pilotprojekt zum Einsatz der beiden Content Curation- und ePortfolio Learning-Leitfäden bei Continental verlief bis zum Frühjahr 2021 in Zusammenarbeit mit dem überaus kreativen Lernhacks-Team rund um Jan und Stefan sowie dem hochkompetenten und erfahrenen Cogneon-Gründer Simon insgesamt sehr erfolgreich und konnte intern größere Aufmerksamkeit und Interesse für eine weiterführende Etablierung wecken, was mich sehr freute und bekräftigte, diese Lernreise weiterzugehen 🙂

Ein erstes detailliertes Fazit aus dem Pilotprojekt hatten wir bereits Ende März unmittelbar nach Abschluss des Piloten zusammen mit meiner Projektkollegin Anja und Harald im Teil 3 der New Workplace-Interviewreihe von Thomas gezogen – damals noch ganz frisch geprägt von den ersten Auswertungsergebnissen:


Diese Erkenntnisse wurden auch auf dem virtuellen CoLearn-Frühjahrscamp #clchh21 und zusammen mit unserer damaligen Masterandin Celina Ende Juni als Session bei der lernOS Convention #loscon21 vertiefend dargestellt.

Schließlich durften meine Kollegin Anja und ich im Juli die zum damaligen Zeitpunkt weitgehend finalen Erkenntnisse und Auswertungsergebnisse beim c3 Community-Managers BarCamp #C3Managers und später beim CLC Lunch&Meet (Online-Stammtisch) #cl2025 aufzeigen:

Nach längeren Vorarbeiten und einem intensiven halbtägigen Mini-Hackathon mit Simon Ende Juli ging der ePortfolio Learning-Leitfaden dann auch endlich auf lernOS.org im dortigen GitHub-Repository zweisprachig und in verschiedenen Publikationsformaten online 🙂 Dazu nachfolgend nochmal die entsprechenden Links:

Lernpfad ePortfolio Learning
Abbildung Lernpfad ePortfolio Learning (Sketchnote von Katrin Mäntele unter CC BY 4.0)

Ab Mitte September 2021 starteten wir schließlich intern gemeinsam mit unserem Kollegen Ruben aus Group HR Global People Services in einem leicht veränderten Setting und mit den Erfahrungswerten aus dem Piloten in die tatsächliche Implementierung von Learning Circles als Teil des dort verankerten „Learning Business Partner Enabling Program„, um sozusagen auch die Feuertaufe unter L&D Experts zu bestehen. Und nach dem üblichen 3-monatigen Lernsprint gelang es tatsächlich über Höhen und Tiefen bis Anfang Dezember etwa 15 Learning-Experten*innen erfolgreich als Circle Finisher ins Ziel zu bringen, was mich im Zusammenspiel mit allen Beteiligten richtig stolz machte! Eine zentrale Erkenntnis aus den Reihen der Teilgeber*innen war, dass die weiterhin insbesondere zu Beginn als hoch wahrgenommenen Aufwände sich auch diesmal gelohnt haben und einige das Lernformat sogar in ihren zukünftigen Learning-Szenarien und -Programmen mit einbauen wollen 🙂 Ein toller Erfolg verbunden mit einem Dankeschön an das Team und alle Mitwirkenden!

Abschließend möchte ich nun versuchen, ein Resümee aus den bisherigen Einsatzszenarien zu ziehen und die 7 wichtigsten Kernaspekte als Lessons Learned für zukünftige Einsatzszenarien festzuhalten, die sich bei der Nutzung von Learning Circles als Peer Learning-Format aus meiner Sicht letztlich ergeben haben – natürlich immer mit dem Fokus aus eigenen absolvierten Learning Circles und dem 2-maligen Einsatz des ePortfolio-Learning Leitfadens:

  1. Ein guter Einstieg ist DIE Basis für eine produktive Circle-Eigendynamik.
    Bringt als Teilgeber*in am besten ein bis maximal drei gemeinsame Themen pro Circle mit oder gebt als Organisierende beim Circle-Onboarding zu Beginn gezielte Themenangebote (eine Art Short List oder Katalog). Diese können dann idealer Weise direkt auf der Lernreise vertieft werden. Alternativ versucht gemeinsam im Circle-Kickoff das oder die passenden Themen zu finden, an denen Ihr in den kommenden drei Monaten arbeiten wollt. Natürlich ist das nicht zwingend erforderlich, aber es hat sich herausgestellt, dass eine Themenvertiefung in Learning Circles besser geeignet ist als eine Themen- und Zielfindung in den ersten Wochen (Stichwort: Zeitverluste in der Findungsphase)
  2. Das Aufwand-Nutzen-Verhältnis transparent und positiv gestalten.
    Der individuelle Nutzen für die Circle-Teilgeber*in sollte jedem spätestens nach den ersten vier Wochen gegenüber den Einstiegsaufwänden bewusst werden. Und hier verbirgt sich sicherlich die größte Herausforderung beim konnektiven Lernen in Circles. Denn diese positiven Erfahrungswerte können letztlich nur persönlich im Lernprozess gesammelt werden und sind letztlich auch von der Eigendynamik im Circle abhängig. Daher sollten solche Erkenntnisse offen und sensibel immer wieder bestmöglich gegenseitig angetriggert werden. Ein schnelles, klares Ziel und Themenfeld sowie das gegenseitige Gespür füreinander und / oder ein Ohr an der Lernschiene von Seiten des Orgateams helfen bei der Verwirklichung dieses Kernaspekts ungemein!
  3. Proaktive Begleitung und gegenseitige Impulse aus den Reihen der Teilgebenden und Organisierenden sind enorm wertvoll und hilfreich.
    Ein gemeinsames, ggf. circle-übergreifendes KickOff hilft zur einführenden Klärung der Rahmenbedingungen, der Circle-Methode sowie der Erwartungshaltung und Motivation und kann die erste Themenfindung bereits maßgeblich unterstützen. Sehr empfehlenswert und seit diesem Jahr zunehmend etabliert haben sich auch (übergreifende) Pitstops idealer Weise in Woche 4 und 8 der Circles. Hier können Zwischenstände ausgetauscht oder auch Rückfragen an die Organisatoren gerichtet werden. Nicht zuletzt hilft ein gemeinsames Closing Event, hilfreiches Feedback zu geben, über entstandene Circle-Ergebnisse und / oder Produkte zu berichten und eine tolle Wertschätzung des Erreichten z.B. mit Hilfe eines Finisher Badges zu geben (Stichwort: Erfolge feiern und würdigen). Darüber hinaus können Inputs von externen Experten oder Gästen zu bestimmten Themen weitere wertvolle Impulse während der Lernreise setzen, müssen aber ggf. als Zusatzaufwand berücksichtigt werden.
  4. Den Zeitraum angemessen festlegen
    Startet nach Möglichkeit in einem ganzheitlichen Zeitfenster, das durch längere Abwesenheitsphasen nicht stärker gesplittet werden muss (z.B. durch die Weihnachts- oder Sommerpause). Idealer Weise sind das Zeiträume im Frühjahr zwischen Mitte Februar und Anfang Juni oder im Herbst zwischen Mitte September und Anfang Dezember. Von organisatorischer Seite ist es auch sinnvoll wenn möglich 1 bis 3 Wochen Puffer im Rahmen der Lernreise für Übergangs- oder Ausfallzeiträume einzubauen. Das hilft, um sich selbst als Circle nicht zu stark unter Zeitdruck zu setzen oder ggf. auch eine Woche Pause zu gönnen, falls zu viele mal nicht können sollten.
  5. Den Zeitrahmen klar definieren
    Findet wenn möglich schon in der Vorbereitungswoche 0 gemeinsam einen verbindlichen und wöchentlich wiederkehrenden Slot für Euch, um einen gemeinsamen Lernrhythmus zu etablieren und Euren Austausch zu verstetigen. Zwar ist das auch nicht zwingend erforderlich, aber je flexibler ihr in das Finden der Zeitslots pro Woche geht, desto schwieriger wird es erfahrungsgemäß, sich immer wieder neue Freiräume im vollen Kalender zu schaffen. Es ist gar kein Problem, wenn es dann doch mal nicht alle zum vereinbarten Circle-Termin schaffen sollten, weil man sich gegenseitig im Nachgang (meist in der Folgewoche) wieder abholen kann. Das stärkt gleichzeitig den Circle-Zusammenhalt.
  6. Sich im Circle mit der passenden Zahl an Teilgebenden zusammenfinden
    Die angemessene Anzahl und Konstellation in den Circles ist ein bedeutsamer Faktor für den Lernerfolg. Aus eigenen Erfahrungswerten sind zur Einarbeitung in neue Themen eher größere Circles sinnvoll, um in kurzer Zeit möglichst viele Facetten und Perspektiven auf verschiedene Themen zu gewinnen (Stichwort: Diversitätsvorteil). Bei der Themenvertiefung ist eher ein Lerntandem oder bis zu drei Teilgebende im Circle sinnvoll, da man sich dann gemeinsam auf bestimmte Teilaspekte eines Themas fokussieren kann. Hier sollte man sich maximal 2 verschiedene Themen pro Circle vornehmen (Stichwort: Spezialisierungsvorteil). Generell empfehlen wir anhand der Auswertungsergebnisse aber eher kleinere Circles, damit man die begrenzte wöchentliche Zeit bestmöglich ausgestalten kann. Idealer Weise sollte ein Circle 3-4 Mitglieder*innen nicht überschreiten, denn bei einer Stunde Treffen pro Woche bleiben so ca. 15 Minuten Präsentations-/Redeanteil pro Teilgeber*in.
  7. Die Circle-Inhalte einschätzen und ggf. konsolidieren – Weniger ist oft mehr!
    Versteht die Circle Guides (= Leitfäden) von Anfang an als methodischen Orientierungsrahmen, um an Euren Themen zu arbeiten und nicht als Vorgabe, bei dem alles vom Wochentext über Links und Katas bis ins kleinste Detail durchgearbeitet werden muss! Findet für Euch die besten Katas, die Ihr im Circle gerne auch wochenübergreifend wiederholen könnt – schaut Euch Wocheninhalte an und entscheidet ggf. auch gemeinsam, diese nicht zu vertiefen, weil es Euer Thema nicht direkt voranbringt. Letztlich beinhaltet der Leitfaden Lernangebote, die Euch Halt geben können aber nicht zum Durcharbeiten zwingen wollen. Gleichzeitig konnten wir als Leitfaden-Autoren*innen anhand der Auswertungsergebnisse herausfinden, dass die Circle Guides und auch insbesondere der ePortfolio Learning-Leitfaden in seinen Texten noch prägnanter auf den Punkt, mit mehr Handlungsspielraum für die Circles und weniger akademisch aufbereitet sein sollte. Eine Aufgabe für eine konsolidierte Version 2.0, der ich mich unmittelbar im neuen Jahr stellen möchte (siehe auch unten beim MeinZiel-Jahresprojekt)
Timeline
Abbildung: Zeitlicher Ablauf eines Learning Circle-Sprints in Anlehnung an Visualisierung auf lernos.org (CC BY 4.0)

Ihr merkt schon: Natürlich ist dieser Beitrag ein Zwischenfazit und meine Circle-Lernreise keineswegs abgeschlossen, denn der Einsatz und die Erfahrungswerte entwickeln sich stetig weiter. Daher bin ich schon sehr gespannt, wie es im kommenden Jahr weitergeht, wenn wir an verschiedenen Stellen wieder Learning Circles nutzen werden!

Nach dem Aufruf von Karlheinz und Simon aus der Corporate Learning Community fürs kommende Jahr ein eigenes konkretes Learning-Ziel auszurufen, wenn möglich im Rahmen einer Blogparade zu initiieren und mit der Community zu teilen, möchte ich – wenn auch etwas verfrüht – schon heute mit diesem Blogbeitrag starten.
Das CoLearn-Jahresprojekt #MeinZiel22 wird für mich demnach drei Perspektiven haben:

  1. Aus fachlicher Sicht: Ich werde an der weiteren Verankerung von Learning Circles in der Unternehmenswelt arbeiten, den eigenen ePortfolio-Learning-Leitfaden weiterentwickeln und ggf. andere Leitfaden-Teams als Ratgeber unterstützen.
  2. Aus methodischer Sicht: Ich will wieder einen eigenen Learning Circle absolvieren. Geplant ist das diesmal übergreifend mit anderen Interessierten über die mir noch recht unbekannte GTD-Lernmethode. Wir starten ab Ende Januar organisiert über den brandneuen PeerFinder, der von Leonid in diesem Jahr erst entwickelt und veröffentlicht wurde. Vielen Dank auch für dieses tolle Tool! Wer noch mit durchstarten möchte, sei herzlich eingeladen -> hier gehts zur Gruppe.
  3. Aus technischer Sicht: Ich möchte Unterstützungsszenarien für Learning Circles z.B. über eine möglichst integrierte App als KI-Lernassistenz evaluieren und ausbauen, um sowohl die Teilgebenden als auch Organisierenden bei der Durchführung von Learning Circles und der Integration in ihren Arbeitsalltag gewinnbringend zu unterstützen. Erste vielversprechende Vorüberlegungen dazu gibt es schon und wir hoffen sehr, dass wir diese in 2022 weiter vertiefen und umsetzen dürfen!

In diesem Sinne bleibt es wirklich äußerst spannend und die mit dem Projekt verbundenen Schlüsselergebnisse (OKRs) müssen sich zum neuen Jahr definitiv noch finden!
Ich bedanke mich ganz herzlich bei allen Wegbegleitern*innen, Ratgebern*innen und Mitstreitern*innen in diesem Jahr und freue mich auf den weiteren Austausch mit Euch zum Learning Circle-Format und weiteren benachbarten Lernansätzen, hoffentlich auch bald wieder im realen und nicht nur im virtuellen Raum – habt einen tollen und vor allem gesunden Start in ein lernreiches. neues Jahr 2022!
Stay connected and learn on,
Euer Marcel 🙂

Update 06.03.2022:
Im Education NewsCast Nr. 181 berichten Anja und ich über unsere Learning Circle-Erfahrungen bei Continental im Vergleich zu den Erfahrungswerten der offenen Circle-Reisen bei Cogneon von Simon, bei DATEV von Christian sowie bei SAP von Gerd und Thomas. Vielen Dank für den tollen Austausch!

Am 08.02. war ich beim IOMtalk zu Gast bei Björn von Kongress Media im Gespräch zu Lernreisen und ePortfolios fürs Modern Worklpace Learning. Vielen Dank für den umfassenden und lernintensiven Austausch – hier die Aufzeichnung via YouTube:

Und mich erreichte Ende Februar auch das OpenBadge zum Projektstart des CLC-Projektes #MeinZiel22, das ich gerne hier mit Euch teile. Vielen Dank für das schicke Badge!

OpenBadge MeinZiel22
OpenBadge MeinZiel22

ePortfolio-Learning Circles – Praxis-Leitfäden to go!

In den vergangenen Jahren war es hier im e2.0-Blog sehr still, da sich meine Prioritäten vom „klassischen“, hochschulorientierten E-Learning ab 2013 hin zur Unternehmens-Schnittstelle IT in den Fachbereich Social Collaboration verlagerten und ich den Weg zu meinem Herzensthema „Lernen“ erst schrittweise zurückfinden konnte bis es schließlich seit Kurzem wieder ein fester Bestandteil meines Arbeitsalltags ist. Daher ist es nun an der Zeit, den Blog wieder aufleben zu lassen und von aktuellen Entwicklungen zu berichten, die letztlich sogar mit meiner Promotion im Umfeld der Lernerfolgsmessung beim Einsatz von ePortfolios in Verbindung steht.

ePortfolio-Learning
Leitfaden-Sketchnote „Aktivitäten beim Lernen mit ePortfolios“ von Katrin Mäntele (@kleinerw4hnsinn) unter CC BY 4.0

Zusammen mit einem kleinen Team aus Teilgebern*innen der Corporate Learning Community ausgehend von einem gemeinsamen 12-wöchigen lernOS Circle seit September 2019 habe ich an zwei Leitfäden mitgearbeitet, die man nun ebenfalls als Learning Circle durchlaufen kann 🙂 Einerseits ein Circle Guide für Content Curation und andererseits ein Circle Guide für ePortfolio-Learning als Anwendungsmethode zur transparenten Weiterbildung und Lernreflexion.

Ich freue mich riesig, dass wir diese Leitfäden seit Mitte Oktober nach gut einem Jahr unermüdlicher Arbeit nun in deutscher und englischer Sprache als Version 1.0 verfügbar haben und möchte ab heute mit allen Interessierten unter Euch den ePortfolio Circle Guide, wie üblich unter Creative Commons CC BY 4.0, nachfolgend teilen. Dabei könnt Ihr den Leitfaden entweder in einer linearen PDF-Version herunterladen oder auch in den aus meiner Sicht leichter nutzbaren, direkt navigier- und editierbaren Template-Versionen in Microsoft OneNote importieren und gleich mit einem Circle Sprint loslegen 🙂 Ich hoffe, dass wir mit der Hilfe von Simon auch zeitnah die lernOS-Toolbox mit den Markdown-Varianten der Leitfäden bereichern können, aber da braucht es wohl noch ein wenig Zeit zur Vertiefung in dieser Auszeichnungssprache 😉
Hier gehts direkt zum Download des Leitfadens:

Nachfolgend seht Ihr einmal die Voransicht des deutschen Circle Guides zum Durchscrollen:

Den benachbarten Circle Guide für Content Curation werden Euch Stefan und Herta sicherlich zeitnah auch zur Verfügung stellen. Da sie aber die Vorreiter dieses Leitfadens sind, wollte ich hier nicht einfach vorweggreifen und freue mich, wenn dieser schon bald verfügbar ist!

Und was gibt es zum aktuellen Einsatz der Leitfäden bisher zu berichten?

Erfreulicher Weise sind wir seit Mitte Oktober bei Continental bereits im Praxiseinsatz, um im Rahmen eines Pilotprojekts die Learning Circles zu verproben und den Lernerfolg zu evaluieren. Wir wollen insbesondere herausfinden, inwiefern das selbstgesteuert-konnektive Lernen, der Wissenserwerb und die Methodenkompetenz gefördert werden. Aus IT-Perspektive geht es im Zuge dessen aber vor allem auch um den Aufbau von Medienkompetenz beim Umgang mit Social Collaboration-Tools sowie die Produktion von Lernvideo-Inhalten / Podcasts. Hierbei werden die Leitfäden von insgesamt 9 Circles mit jeweils 3 bis 5 Teilnehmern*innen und einem Tandem mit zwei Teilnehmern*innen durchlaufen. So können wir Social und Modern Workplace Learning hoffentlich mittelfristig gut im Unternehmen verankern und klassische Lernformen bereichern.
Mit Thomas als meinem Co-Autor hier im e2.0-Blog stehe ich natürlich auch weiterhin im Austausch und wir haben kurz vor Beginn des Projektes eine kleine Videopodcast-Reihe gestartet, in der wir den aktuellen Stand und die Hintergründe etwas näher beleuchten. Schaut gerne nachfolgend einmal in die erste Folge rein, die bereits im September entstanden ist.
Seid gespannt, denn eine Fortsetzung folgt zeitnah 🙂

Learning Circle-Interview Teil 1

Wer weitere Hintergründe zum Social und Modern Workplace Learning sowie dem Format der Learning Circles erfahren möchte, dem empfehle ich den Digital Workplace Podcast von IPI mit der Episode „Vernetztes Lernen im Unternehmen Dank Digitalisierung„, die Andreas zusammen mit mir im vergangenen Mai aufgenommen hat.

Nochmals ein ganz herzliches Dankeschön an alle Beteiligten, die es möglich gemacht haben, dass die Leitfäden so zügig fertiggestellt werden konnten und nun direkt verprobt werden können, insbesondere natürlich an Stefan und Herta als Kernteam sowie den damaligen lernOS-Circle rund um Judith, Helmut und Alfred sowie Simon für die lernOS-Basis dahinter!

Ein erster offener ePortfolio Learning Circle mit drei Teilnehmerinnen ist seit Mitte November auch schon gestartet. Ich freue mich auf Euer Feedback zu den Circle Guides sowie Kontakte zum weiterführenden Austausch!

Stay connected and learn on 🙂

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Update 08.12.2020:
Im zweiten Teil der Interview-Serie mit Thomas sprechen wir über die Halbzeit-Bilanz in den Learning Circles und welche kleineren Anpassungen vorgenommen wurden – viel Spaß 🙂

Learning Circle-Interview Teil 2

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Update 11.12.2020:
In der zweiten Episode des LernXplorer Podcast von Matthias geht es um detaillierte Hintergründe zur Idee der ePortfolio-Lernmethode, den Learning Circles und den Circle Guides – auch hier viel Freude beim Reinhören 🙂

EduCamp Hamburg Session – Wie sinnvoll sind E-Portfolios?

In der diesmal erstaunlicherweise einzigen E-Portfolio Session auf dem EduCamp wurde das „Portfolio-Paradox“ diskutiert. Wie frei darf ein E-Portfolio sein? Wie kann die Gratwanderung zwischen dem freiwilligen Führen und der Verpflichtung durch Bewertung gemeistert werden? Wieviel Steuerung soll Selbststeuerung haben? Weiterlesen

Methoden & Werkzeuge in der persönlichen Lernumgebung

Nachdem ich gestern im „kleinen Kreis“ des Doktoranden-Kolloquiums der Arbeitsgruppe „Digitale Medien in der Bildung (dimeb)“ unter der Leitung von Prof. Dr. Heidi Schelhowe den aktuellen Stand meines Promotionsvorhabens vorgestellt und bereits zahlreiche Hinweise erhalten habe, möchte ich ganz in der Manier eines öffentlichen Wissenschaftlers den heute nachträglich aufgezeichneten Vortrag innerhalb unseres 8. Video-Podcasts hier im „großen Kreis“ der Edu-Blogosphäre zur Diskussion stellen. Weiterlesen